Funktionstests

Funktionstests sind ein wichtiges Werkzeug für die Endokrinologie und Gastroenterologie. Nachfolgend finden Sie in übersichtlicher Form eine Aufstellung für die beiden Fachgebiete.

HCG-Test

Indikation

  • Überprüfung der endokrinen Hodenfunktion, Detektion von Leydig-Zellgewebe
  • Abklärung einer Anorchie
  • Abklärung eines beidseitigen Kryptorchismus

Prinzip

HCG hat LH-Aktivität und stimuliert die Testosteronproduktion in den Leydig-Zellen

Durchführung

Zeit Gabe von     Analyt Material
0 min
(08:00 - 10:00 Uhr)
  Testosteron Serum
  5.000 IE Choriongonadotropin (HCG) intramuskulär (Brevactid® 5.000 IE) bei Erwachsenen, bei Kindern 5.000 IE/m² Körperoberfläche, höchstens aber 5.000 IE    
72 h
(08:00 - 10:00 Uhr)
  Testosteron, stimuliert Serum
  • Proben bitte mit "basal" und "stimuliert" beschriften.
  • Eine zu hohe Dosis HCG oder i. v. Applikation von HCG kann zu inversen Ergebnissen führen. Auch im fortgeschrittenen Alter ist die Reaktion auf HCG häufig eingeschränkt.

Bewertung

  • Bei erwachsenen Männern findet sich normalerweise ein 1,5- bis 2,5-facher Anstieg der basalen Testosteronkonzentration.
  • Bei präpubertären Jungen findet man einen Anstieg auf > 4,0 nmol/L, niedrigere Anstiege weisen auf einen primären Hypogonadismus hin.
  • Ein Anstieg auf > 30 nmol/L zeigt bei Männern eine normale endokrine Hodenfunktion an.
  • Ein völlig fehlender Anstieg beweist eine Anorchie.
  • Ein vermehrter Anstieg weist auf einen sekundären Hypogonadismus, Pubertas tarda oder Kyptorchismus hin.

Literatur

Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer 2. Auflage, 2013: 103-104

Somatotropin-Suppressions-Test (GH-Suppressionstest)

Indikation

  • Nachweis einer Somatotropin-Überproduktion bei Verdacht auf Akromegalie/Gigantismus
  • Nachweis einer Normalisierung nach Therapie

Kontraindikation

  • Entgleister Diabetes mellitus 
  • Z. n. Magen-Darm-Resektion
  • gastrointestinale Erkrankungen mit veränderter Resorption

Testprinzip

Die Gabe von Glucose unterdrückt beim Gesunden die Sekretion von Somatotropin (STH, GH). Bei Akromegalie mit Somatotropin-Überproduktion ist diese Regulation aufgehoben.

Durchführung

Zeit Gabe von     Analyt Material
-30 min Legen einer Verweilkanüle Somatotropin,
Glucose,
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
0 min   Somatotropin,
Glucose,
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
  75 g Glucose oral in 300 mL Wasser oder Tee
Kinder: 1,75 g Glucose/kg, zusätzliche Blutentnahme nach 180 min.
   
30 min   Somatotropin,
Glucose,
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
60 min   Somatotropin,
Glucose,
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
90 min   Somatotropin,
Glucose
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
120 min   Somatotropin,
Glucose
IGF-1
Serum,
GlucoEXACT
  • Alle Proben mit Entnahmezeitpunkt beschriften.
  • Somatotropin ist im Serum 1 Tag stabil. Bei verzögerter Einsendung müssen alle Vollblut-Röhrchen 30 Minuten nach der Abnahme zentrifugiert, das Serum abpipettiert und eingefroren werden. Probentransport dann in entsprechenden Kühlbehältern, die vorher beim Labor bestellt werden können.

Bewertung

Wenn die Somatotropin-Konzentration in mindestens einer Probe < 1 µg/L beträgt und der IGF1-Wert im alters- und geschlechtsspezifischen Normbereich liegt, ist eine autonome Somatotropin-Sekretion ausgeschlossen. Fehlende Suppression spricht für eine Somatotropin-Übersekretion. Bei Patienten mit nur milder Somatotropin-Hypersekretion kann allerdings der Somatotropin-Wert im Somatotropin-Suppressionstest auf < 1 μg/L absinken und der Test somit falsch negativ ausfallen. Die Empfehlungen gehen deshalb mittlerweile dahin, den Cut-Off-Wert auf 0,3 µg/L zu senken.

Beurteilung bei Kindern:
Generell sind die supprimierten Werte für Somatotropin bei Mädchen etwas höher als bei Jungen. Am höchsten sind sie für die früh- bis mittpubertären Mädchen im Alter von 12 ± 1,3 Jahren mit 0,03 – 1,57 μg/L. Bei Jugendlichen mit Hochwuchs ohne Somatotropin-Exzess findet sich bei etwa 30 % eine unzureichende Somatotropin-Suppression bezogen auf einen Cut-off-Wert von 1 μg/L unter Verwendung eines IRMA zur Somatotropin-Bestimmung.

Therapiekontrolle bei Akromegalie:
Normalisierung von IGF-1 und ein Somatotropin-Nadir < 0,4 µg/L im Suppressionstest belegt eine ausreichende Therapiekontrolle.

Störfaktoren

Eine unzureichende Suppression erfolgt bei Stress, der während des Testverlaufs vermieden werden sollte. Ein paradoxer Anstieg der Somatotropin-Konzentration kann sich nicht nur bei Patienten mit STH-Überproduktion, sondern auch bei Diabetes/gestörter Glukosetoleranz, chronischen Nieren- oder Lebererkrankungen, Unterernährung/Anorexie, Turner-Syndrom, Neugeborenen und in der Pubertät zeigen.

Literatur

Lehnert, H.: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 2. Auflage 2003: 503
Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH Books Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, 8. Auflage, 2012: 1810
Misra, M., Jennalee Cord, J., Rajani Prabhakaran, R., Karen, K., Miller, K.-K., Klibanskin, A. (2007): Growth Hormone Suppression after an Oral Glucose Load in Children. J Clin Endocrinol Metab 92:4623-4629
Partsch, C.-J., Holterhus, P.-M., Mönig, H.: Endokrinologische Funktionsdiagnostik. Schmidt & Klauning, 7. überarbeitete Auflage 2011
Hage, M., Kamenický, P., Chanson, P.: Growth Hormone Response to Oral Glucose Load: From Normal to Pathological Conditions. Neuroendocrinology 2019: 108:244-255. doi: 10.1159/000497214

 


 

Arginin-Infusions-Test

Indikation

  • Verdacht auf Somatotropin-Mangel (STH-Mangel) bei Kindern
  • Bei Erwachsenen wird der kombinierte Arginin-GHRH-Test empfohlen

Kontraindikationen

  • schwere Lebererkrankungen
  • schwere Nierenerkrankungen
  • Azidose

Testprinzip

Die Aminosäure Arginin stimuliert die Somatotropin-Sekretion durch Somatostatin-Suppression und via α-adrenerge und serotoninerge Stimuli.

Durchführung

Zeit Gabe von     Analyt Material
-30 min morgens nüchtern (STH wird durch Kohlenhydratzufuhr supprimiert)    
0 min      
  L-Arginin-Hydrochlorid-Infusion, Dosis 0,5 g/kg Körpermasse (max. 30 g) über 30 min in 500 mL physiologischer Kochsalzlösung    
30 min   Somatotropin Serum
45 min   Somatotropin Serum
60 min   Somatotropin Serum
90 min   Somatotropin Serum
120 min   Somatotropin Serum
  • Alle Proben mit Datum und Entnahmezeitpunkt beschriften.
  • STH ist nur 1 Tag stabil - bei verzögertem Probenversand bitte alle Vollblut-Röhrchen 30 Minuten nach der Abnahme zentrifugieren, das Serum abpipettieren und einfrieren. Probentransport in entsprechenden Kühlbehältern, die vorher im Labor bestellt werden können.
  • Fakultativ kann zusätzlich Glucose bestimmt werden (STH führt zur Erhöhung des Glucosespiegels). Nach Beendigung des Funktionstests den Patienten essen lassen (Gefahr von Hypoglykämie).
  • Bei Kleinkindern und Patienten mit Azidoseneigung sollten mit den Blutentnahmen Blutgasanalysen durchgeführt werden.

Bewertung

Kinder:
Ein STH-Maximum > 8 µg/L (gemessen mit einem STH-Assay, der gegen den Internationalen Standard 98/574 kalibriert ist) schließt einen klassischen, nicht jedoch einen funktionellen/hypothalamischen STH-Mangel (neurosekretorische Dysfunktion) aus. Bei hypothalamischem STH-Mangel oder multiplen hypophysären Ausfällen ist der STH-Anstieg verzögert. Eine neue Studie zeigt einen niedrigeren optimalen Cut-off als bisher (< 6,5 µg/L) für einen Wachstumshormonmangel bei Kindern im Arginin-Test mit einer Sensitivität von 93,4 % und einer Spezifität von 92,1 %.

Literatur

S2e-Leitlinie Kinderheilkunde und Jugendmedizin: Diagnostik des Wachstumshormonmangels im Kindes- und Jugendalter. Stand 24.07.2014. © Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie. AWMF-Publikation online: www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174- 002l_S2e_Wachstumshormonmangel_Diagnostik_Kinder_Jugendliche_2014-10.pdf)2.
Partsch, C.-J., Holterhus, P.-M., Mönig, H.: Endokrinologische Funktionsdiagnostik. Schmidt & Klauning, 7. überarbeitete Auflage 2011.
Schütz, F., Wüster, C., Heilmann, P., Ziegler, R. & Hadji, P.: No advantage of the new combined octreotide-GHRH test over established GH-Stimulation tests in the diagnosis of growth hormone deficiency (GHD) in adults. Clinical Endocrinology, 53:667-674. doi:10.1046/j.1365-2265.2000.01113.x
Lehnert H., Mönig H., Partsch C.-J. et al.: Dynamische Funktionstests in der Endokrinologie und Diabetologie. In: Lehnert, H. (Hrsg.): Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 3. Auflage 2010: 494-495

 


 

GHRH-Arginin-Test

Indikation

  • Verdacht auf hypophysären STH-Mangel bei Erwachsenen.
  • Testung der maximalen Kapazität der hypophysären STH-Sekretion.
  • Getestet werden sollen Personen mit V. a. eine Hypophysensekretionsstörung mit Behandlungsintention.

Kontraindikationen

  • entgleister Diabetes mellitus

Testprinzip

Die Aminosäure Arginin stimuliert die Somatotropin-Sekretion durch Somatostatin-Suppression und via α-adrenerge und serotoninerge Stimuli.

Durchführung

Zeit Gabe von     Analyt Material
-30 min morgens nüchtern zwischen 08:00 und 09:00 Uhr (STH wird durch Kohlenhydratzufuhr supprimiert)
Legen einer Venenverweilkanüle
   
0 min   Somatotropin Serum
15 min L-Arginin-Hydrochlorid-Infusion, Dosis 0,5 g/kg Körpermasse (max. 30 g) über 30 min in 500 mL physiologischer Kochsalzlösung Somatotropin Serum
30 min   Somatotropin Serum
45 min   Somatotropin Serum
60 min   Somatotropin Serum
90 min   Somatotropin Serum
120 min   Somatotropin Serum
  • Alle Proben mit Datum und Entnahmezeitpunkt beschriften.
  • STH ist nur 1 Tag stabil - bei verzögertem Probenversand bitte alle Vollblut-Röhrchen 30 Minuten nach der Abnahme zentrifugieren, das Serum abpipettieren und einfrieren. Probentransport in entsprechenden Kühlbehältern, die vorher im Labor bestellt werden können.
  • Fakultativ kann zusätzlich Glucose bestimmt werden (STH führt zur Erhöhung des Glucosespiegels). Nach Beendigung des Funktionstests den Patienten essen lassen (Gefahr von Hypoglykämie).
  • Bei Kleinkindern und Patienten mit Azidoseneigung sollten mit den Blutentnahmen Blutgasanalysen durchgeführt werden.

Nebenwirkungen

  • kurzzeitiger Flush und Wärmegefühl
  • Kopfschmerzen, Blässe, metallischer Geschmack
  • Hypoglykämie
  • Gelegentlich Unverträglichkeitsreaktionen (Erbrechen, Hautausschlag), Parästhesien, Xerostomie
  • in seltenen Fällen Azidose

Bewertung

Cut-Off-Werte für maximalen GH-Anstieg in Abhängigkeit vom BMI (Sensitivität zwischen 93,5 und 98,7 %, Spezifität zwischen 75,5 und 83,7 %):
BMI < 25 kg/m²: 11,5 µg/L
BMI 25 - 30 kg/m²: 8 µg/L
BMI > 30 kg/m²: 4,2 µg/L

Der GHRH-Arginin-Test ist im Allgemeinen gut verträglich, hat unter Berücksichtigung dieser Cut-off-Werte eine hohe Sensitivität und Spezifität und wird von den Consensus-Guidelines empfohlen.
Bleibt der STH-Anstieg unterhalb dieser Cut-off-Werte ist von einem hypophysären Wachstumshormonmangel auszugehen. Ein Anstieg auf 11 – 16,6 µg/L kann einen partiellen STH-Mangel anzeigen und sollte reevaluiert werden. Da allerdings GHRH die Hypophyse direkt stimuliert, kann ein hypothalamischer STH-Mangel (beispielsweise nach Bestrahlung des Hypothalamus) zu falsch negativen Resultaten führen.
Bei älteren Menschen ist ein subnormaler STH-Anstieg nicht beweisend für einen Wachstumshormonmangel.

Der Insulin-Hypoglykämie-Test als Goldstandard erlaubt eine Beurteilung der Integrität der Hypothalamus-Hypophysen-Achse und ist bei V. a. hypothalamischen STH-Mangel vorzuziehen. Aufgrund des risikoreichen Nebenwirkungspotentials sollte dieser jedoch nur unter stationären Bedingungen durchgeführt werden.

Literatur

Lehnert H., Mönig H., Partsch C.-J. et al.: Dynamische Funktionstests in der Endokrinologie und Diabetologie. In: Lehnert, H. (Hrsg.): Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme, 3. Auflage 2010: 501
Partsch C.-J., Holterhus P.-M., Mönig H.: Endokrinologische Funktionsdiagnostik. Schmidt & Klauning, 7. überarbeitete Auflage 2011
Molitch, M.-E., Clemmons, D.-R., Malozowski, S., Merriam, G.-R. & Vance, M.-L.: Evaluation and Treatment of Adult Growth Hormone Deficiency: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 96, Issue 6, 1 June 2011: 1587–1609. doi.org/10.1210/jc.2011-0179

 


 

Luteotropes Hormon-Releasing-Hormon-Test (LH-RH-Test = GN-RH-Test)

Indikation

Testdurchführung nur bei niedrigen FSH/LH-Werten sinnvoll.

Differentialdiagnose:

  • Hypophysärer/hypothalamischer Hypogonadismus
  • Pubertätsdiagnostik
  • Amenorrhoeabklärung

Kontraindikationen

  • Hypophysenadenom (Risiko des Hypophysenapoplex durch den Test)
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit

Vorbereitung

Hormonpräparate je nach Wirkdauer ausreichend lange absetzen (mindestens 1 regulärer Zyklus oder bei Amenorrhoe 8 Wochen). Optimaler Testzeitpunkt im weiblichen Zyklus ist der 3. - 5. Zyklustag.

Durchführung

  1. Blutentnahme LH und FSH (basal) im Serum
  2. i. v. Injektion von 0,1 mg Relefact-LH-RH
  3. 25 min nach Stimulation Blutentnahme, Bestimmung von LH und FSH im Serum
  4. 45 min nach Stimulation Blutentnahme, Bestimmung von LH und FSH im Serum
  5. Versand der Proben ans Labor, auf korrekte Beschriftung (Datum, Abnahmezeitpunkt) achten.

Beurteilung

Normal: Anstieg des LH-Wertes um das 2 - 8-fache des Basalwertes und des FSH-Wertes um das 2 - 3-fache.
Gesteigerte Reaktion: Gonadotropinwerte (LH und FSH) deutlich über das 8-fache erhöht bei bereits erhöhtem Basalwert. Dies spricht für einen primären (gonadenbedingten) Hypogonadismus.
Verminderte Reaktion: Anstieg der Gonadotropine um weniger als 1,5 U/L bei meist erniedrigtem Basalwert = sekundärer (hypothalamisch bzw. hypophysär bedingter) Hypogonadismus.
Bei Pubertas tarda meist erniedrigte Gonadotropinbasalwerte mit normalem Anstieg nach Stimulation.

Literatur

Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH Books Verlagsgesellschaft mbH, 8. Auflage, 2012: 1783
Neumeister, B., & Böhm, B. O.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Urban & Fischer, 5. Auflage, 2015: 338-339
Partsch, C.-J.: Endokrinologische Funktionsdiagnostik, Schmidt & Klauning, 7. Auflage, 2011

Laktosetoleranz-Test

Indikation

  • Gastrointestinale Beschwerden (Meteorismus, Diarrhoe, Schmerzen) nach Genuss von Milch oder Milchprodukten
  • Verdacht auf primären oder sekundären Lactasemangel
  • Verdacht auf Lactosemalabsorption anderer Genese

Durchführung

Zeit Gabe von     Analyt Material
0 min Blutentnahme nüchtern Glucose GlucoEXACT
  50 g Lactose in 400 mL Wasser oder Tee gelöst oral einnehmen, bei Kindern ab dem 2. Lebensjahr 2 g Lactose pro kg Körpergewicht, bis max. 50 g    
30 min   Glucose GlucoEXACT
60 min   Glucose GlucoEXACT
90 min   Glucose GlucoEXACT
120 min   Glucose GlucoEXACT
  • Proben bitte mit Entnahmezeitpunkt beschriften.

Bewertung

Ein Anstieg der Glucosekonzentration im stabilisierten venösen Plasma > 20 mg/dL bzw. 1,11 mmol/L gilt als physiologisch, Anstiege darunter als pathologisch.
Bei pathologischem Ausfall des Tests ist mit Bauchkrämpfen, Blähungen und Durchfall innerhalb von 8 Stunden nach Testbeginn zu rechnen.

Erkrankungen mit Lactoseintoleranz

Primärer Lactasemangel: Der genetisch determinierte, primäre Lactasemangel tritt kongenital selten, mit zunehmendem Lebensalter dagegen - abhängig von der Herkunft - sehr häufig auf (15 % der Deutschen, 75 % der Bevölkerung weltweit). Die Schwere der klinischen Symptomatik variiert und kann zur Fehlinterpretation eines funktionellen Krankheitsbildes führen. Unreife Neugeborene weisen physiologischerweise eine Lactasemaldigestion auf, da die Lactaseaktivität erst kurz vor dem Gestationstermin ansteigt.

Sekundärer Lactasemangel: Der erworbene, sekundäre Lactasemangel ist eine Begleiterscheinung unterschiedlicher Grunderkrankungen mit intestinaler Beteiligung wie z. B. chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, Colon irritable, Zöliakie, tropischer Sprue, intestinaler Lymphome, M. Whipple, genuiner intestinaler Lymphangiektasie, A-β-Lipoproteinämie, blind-loop-Syndrom, Strahlenenteritis, infektiöser Gastroenteritiden, Mukoviszidose, akuter Virushepatitis und medikamentöser Therapie mit Colchizin, Neomycin oder Methotrexat. Bei sekundärem Lactasemangel wird die Malassimilation durch den Verlauf der Grunderkrankung bestimmt; sie kann jedoch auch nach Restitution der Darmmucosa persistieren.

Literatur

Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH-Books Verlagsgesellschaft. 8. Auflagen 2012: 770 - 773

 


 

Xylose-Belastung (Resorptions-Test)

Indikation

  • Erfassung einer Kohlehydrat-Resorptionsstörung im proximalen Dünndarm
  • Differentialdiagnosen: Diarrhoe, Sprue, Ileitis regionalis, Zustand nach Magen- und Darmresektion, exkretorische Pankreasinsuffizienz, Malabsorption

Durchführung

Urin:

  1. Blase entleeren
  2. Nach Entleerung der Blase Verabreichung von 25 g D-Xylose in 300 mL Wasser. 200 mL Wasser nachtrinken lassen.
  3. Sammeln des Urins über 5 Stunden.
  4. Messung der Xylose-Ausscheidung in 10 mL des 5 h-Urins.

Serum (alternativ):

  1. Blutentnahme zur Bestimmung der basalen Konzentration von Xylose im Serum.
  2. Verabreichung von 25 g D-Xylose in 300 mL Wasser. 200 mL Wasser nachtrinken lassen.
  3. Blutentnahme nach 15, 60 und 120 Minuten (Proben 2 - 4 bitte korrekt beschriften).
  4. Messung der Serum-Xylose-Werte im Labor.

 

Hinweis

Der Patient muss nüchtern sein! Keine Nahrungsaufnahme während des Tests.

Beurteilung

Normal:

Urin: Ausscheidung vom 5,5 - 8,25 g bzw. 22 - 33 % Xylose im 5 h-Sammelurin.
Serum: Basalwert bis 5 mg/dL Xylose, nach Belastung über 10 mg/dL nach 15 min, über 20 mg/dL nach 60 min und über 30 mg/dl nach 120 min.

Literatur

Neumeister, B., & Böhm, B. O.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Urban & Fischer, 5. Auflage, 2015: 189-190

 


 

Eisen-Belastung

Indikation

  • Verdacht auf Eisen-Resorptionsstörung

Durchführung

  1. Blutabnahme nüchtern, Eisen (Serum)
  2. Gabe von 200 mg zweiwertiges Eisen als Tablette
  3. Blutentnahme nach 2 Stunden (Probe II), Eisen (Serum)
  4. Blutentnahme nach 4 Stunden (Probe III), Eisen (Serum)

Beurteilung

Bei Patienten mit normaler Eisenresorption sollte der Ausgangswert um mindestens 50 µg/dL ansteigen. Ein geringerer Anstieg deutet auf eine Resorptionsstörung hin. Bei Eisenmangel kommt es nach Gabe der Eisen-Tablette zu einem sehr starken Anstieg des Serumeisenspiegels.

Literatur

Kloepfer, K., Schmid, P., Wuillemin, W.A., & Rüfer, A.: Reference values for oral iron absorption of bivalent iron in healthy volunteers. Swiss Med Wkly. 2015, Jan 22;145:w14063. doi: 0.4414/smw.2015.14063.eCollection 2015.

ACTH-Test (Synacthen-Test)

Indikation

  • Verdacht auf Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison).
  • Verdacht auf Late-Onset AGS (nichtklassischer und heterozygoter 21-Hydroxylase-Mangel, 11β-Hydroxylase-Mangel, 3β-Hydroxysteroiddehydrogenase-Mangel).

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
08:00 Uhr nüchtern vor Stimulation

V. a. M. Addison: Cortisol

V. a. Late-Onset AGS: Cortisol, 17-OH-Progesteron, 11-Deoxycortisol, 21-Deoxycortisol, DHEA, Testosteron, Androstendion

 
   250 µg ACTH i. v. (Synacthen®)    
60 min   Bestimmung der o. g. Parameter Serum
  • Proben bitte korrekt mit Datum und Abnahmezeitpunkt beschriften.

Beurteilung

Bei Gesunden bewegt sich der Basalwert des Cortisols zwischen 200 und 600 nmol/L (7,3 und 21,7 µg/dL). Eine Cortisolkonzentration von mehr als 550 nmol/L (19,9 µg/dL) 60 Minuten nach Injektion von 250 µg Synacthen schließt eine Nebennierenrindeninsuffizienz praktisch aus.

Bei primärer Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison) ist das Cortisol basal erniedrigt oder niedrig normal und steigt nach ACTH-Injektion nicht an. Auch bei sekundärer Nebennierenrindeninsuffizienz fällt der Test häufiger pathologisch aus, da sich nach Ausfall der ACTH-Sekretion eine Atrophie der Nebenniere einstellt. Hierbei kommt es in der Regel nur zu einem ungenügenden Anstieg der basal bereits verminderten Cortisolkonzentration.

Bei nichtklassischem 21-Hydroxylasemangel ist 17-Hydroxyprogesteron basal leicht bis deutlich erhöht und steigt nach ACTH-Gabe auf Werte oberhalb von 30,3 nmol/L (10 µg/L) an. Bei heterozygotem 21-Hydroxylasemangel ist die basale 17-Hydroxyprogesteronkonzentration unauffällig und steigt nach Stimulation auf Werte > 7,9 nmol/L bzw. 2,6 µg/L an. Zusätzlich kommt es zu einem Anstieg von 21-Deoxycortisol, der diagnostisch ist.

Bei 11ß-Hydroxylase-Mangel ist der Basalwert von 11-Deoxycortisol normwertig oder leicht erhöht, Anstieg nach ACTH-Applikation überschießend.

Bei 3ß-Hydroxysteroiddehydrogenase-Mangel: Basalwert von 17-Hydroxyprogesteron normwertig. Anstieg nach ACTH-Applikation auf das 3-fache der Ausgangskonzentration. Bei einem Anstieg von DHEA um mehr als 18,2 µg/L muss ein 3ß-Hydroxysteroiddehydrogenasedefekt angenommen werden.

Unerwünschte Wirkung

Sehr selten kommt es nach vorheriger Exposition mit Corticotropin zu allergischen Reaktionen bis hin zum Schock.

Literatur

Kenneth, S. M., Polonsky, P., Larsen, R., & Kronenberg, H.: Williams Textbook of Endocrinology. 13th Edition, Elsevier 2015: 533-544
Kulle, A. E., Riepe, F. G., Hedderich, J., Sippell, W. G., Schmitz, J., Niermeyer, L., & Holterhus, P. M.: LC-MS/MS based determination of basal- and ACTH-stimulated plasma concentrations of 11 steroid hormones: implications for detecting heterozygote CYP21A2 mutation carriers. Eur J Endocrinol 173:517-524. doi: 10.1530/EJE-14-1084

 


 

Corticoliberin-Test (CRH-Test)

Indikation

  • Verdacht auf Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
  • Differentialdiagnose zwischen sekundärer und tertiärer Nebennierenrindeninsuffizienz
  • Differentialdiagnose zwischen adrenalem, hypophysärem und ektopem Cushing-Syndrom

Patientenvorbereitung

  • Eine bereits eingeleitete Substitutionstherapie mit Hydrocortison muss am Testtag pausiert werden.
  • Unter Einnahme von anderen Steroidpräparaten (z. B. Prednisolon, Prednison, Dexamethason u. a.) ist der Test nicht beurteilbar.
  • Durchführung idealerweise am nüchternen Patienten, nach absoluter, 30-minütiger Ruhephase im Liegen.

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
-30 min Legen einer Venenverweilkanüle    
0 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum
  Bolusinjektion von 100 µg CRH (Corticoliberin, z. B. CRH Ferring),
bei Kindern 1 µg CRH/kg Körpergewicht,
bei stark adipösen Patienten 2 µg CRH/kg Körpergewicht
   
15 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum
30 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum
45 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum
60 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum
90 min   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
EDTA-Plasma, gefroren
Serum

Beurteilung

Nebennierenrindeninsuffizienz:

Cortisol Gipfelwerte von 18,6 - 22,3 µg/dL (514 - 615 nmol/L) schließen eine NNR-Insuffizienz weitestgehend aus. Zu berücksichtigen ist hier neben dem absoluten Wert aber auch das Delta des Anstiegs, welches nach Leitlinien der DGE (Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie) über 50 % liegen sollte. Bei Werten unter 12,6 - 15,2 µg/dL (349 - 420 nmol/L) ist eine Nebennierenrindeninsuffizienz jedoch sehr wahrscheinlich.

Differentialdiagnose von sekundärer und tertiärer Nebennierenrindeninsuffizienz:

  • Gute Stimulierbarkeit des Corticotropins (ACTH) nach Corticoliberin (CRH)-Gabe (2- bis 4-facher Anstieg): Tertiäre (hypothalamische) Nebennierenrindeninsuffizienz
  • Keine Stimulierbarkeit des Corticotropins (ACTH) nach Corticoliberin (CRH)-Gabe: Sekundäre (hypophysäre) Nebennierenrindeninsuffizienz

Differentialdiagnose des Cushing-Syndroms:

  • Hypophysärer M. Cushing (ACTH-produzierendes Hypophysenadenom):
  • ACTH basal erhöht, Anstieg von ACTH nach Stimulation > 30 %, deutlicher Anstieg des Cortisols nach Stimulation.
  • Ektopes (paraneoplastisches) Cushing-Syndrom bzw. hypophysäres Cushing-Syndrom mit Makroadenom:
  • ACTH basal erhöht, kein Anstieg von ACTH nach Stimulation, Cortisol basal erhöht oder hoch normal, ebenfalls kein Anstieg unter Stimulation.
  • Besteht der V. a. ein hypophysäres Cushing-Syndrom (bisweilen besitzen hypophysäre Adenome keine CRH-Rezeptoren und zeigen ähnliches Verhalten wie bei ektoper ACTH-Produktion), kann zur weiteren Abklärung ein hochdosierter Dexamethasonhemmtest oder in Einzelfällen eine bilaterale Sinus-petrosus-inferior-Katheterisierung erfolgen.
  • Adrenales Cushing-Syndrom (Nebennierenrindenadenom):
  • ACTH basal supprimiert, kein Anstieg von ACTH nach Stimulation, Cortisol basal erhöht oder normal, kein Anstieg unter Stimulation.

Fehlerquellen

Eine häufige Fehlerquelle bei diesem Test ist das unzureichende Auflösen der in der Ampulle kaum sichtbaren Trockensubstanz, dem Corticoliberin (CRH). Die direkte Injektion per Spritze/Kanüle ist daher günstiger als die Verwendung einer Braunüle. Wird diese genutzt, so sollte sorgfältig mit steriler physiologischer NaCl-Lösung nachgespült werden, um einen Verlust an Injektionsvolumen zu vermeiden.

Unerwünschte Wirkungen

  • Flush
  • Hitzegefühl
  • Dysgeusie
  • Hypotonie
  • Unwohlsein
  • Allergische Reaktionen

Literatur

Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endkrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer, 2. Auflage, 2013: 126-128
Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH Books Verlagsgesellschaft mbH, 8. Auflage, 2012: 1781

 


 

Cortisol-Tagesprofil

Indikation

  • Verdacht auf Nebennieren-Überfunktion (z. B. M. Cushing)
  • Verdacht auf sonstige Störung der Cortisol-Biorhythmik

Durchführung

Patientenvorbereitung:

Aufgrund der deutlich einfacheren, für den Patienten angenehmeren Art der Probengewinnung sollte bevorzugt Speichel als Material verwendet werden. Hierdurch lassen sich auch stressbedingt erhöhte Cortisol-Werte vermeiden (Blutentnahme, Weißkittel-Effekt).

Cortisol-Tagesprofil im Speichel:

  • Aushändigen von 3 - 5 mit Name und Abnahmezeitpunkt beschrifteten Salivetten® zur Speichelgewinnung und Handhabung der Probengefäße erklären
  • Der Patient gewinnt zum jeweiligen Zeitpunkt eine Speichelprobe (je 1 mL), z. B. 30 min nach dem Aufstehen (06:00 - 09:00 Uhr), 12:00 Uhr, 18:00 Uhr, 22:00 - 01:00 Uhr
  • Lagerung der Proben im Kühlschrank und Abgabe bzw. Versand ins Labor am nächsten Tag zur Bestimmung des Cortisol-Spiegels

Alternativ: Cortisol-Tagesprofil im Serum:

  • Blutentnahme 07:00 - 9:00 Uhr
  • Blutentnahme 15:00 - 19:00 Uhr
  • Serum zur Bestimmung von Cortisol ins Labor schicken, auf korrekte Beschriftung achten.
  • Achtung: Die morgendliche Blutentnahme sollte nicht postprandial erfolgen. Bei älteren Patienten morgendlicher Cortisol-Peak bis zu 2 Std. früher.

Bewertung

  • normal: deutlicher Abfall des Cortisols gegenüber den Vormittagswerten
  • pathologisch: bei Nebennieren-Überfunktion Aufhebung der Tagesrhythmik, Spätabend-Wert < 1 µg/L

 


 

Dexamethason-Hemmtest, niedrig dosiert

Indikation

  • Verdacht auf Cushing-Syndrom: Sicherung oder Ausschluss

Testprinzip

Die Gabe von Dexamethason bewirkt via negativer Rückkopplung eine Suppression der Corticotropin (ACTH)- sowie Corticoliberin (CRH)-Ausschüttung und somit auch eine Suppression des Cortisols im Serum und der Ausscheidung des freien Cortisols im Harn.

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
Tag 1,
08:00 - 09:00 Uhr
Blutentnahme nüchtern Cortisol Serum
Tag 1,
23:00 Uhr
1 mg Dexamethason oral einnehmen,
bei > 80 kg Körpergewicht 1,5 mg Dexamethason
   
Tag 2,
08:00 - 09:00 Uhr
  Cortisol Serum
  • Proben bitte mit Abnahmedatum und Uhrzeit beschriften.
  • Bei Fieber, Stress, Entzündungen, Depressionen oder nach Einnahme oraler Kontrazeptiva kann der Test falsch positiv ausfallen. Ggf. sollte der Test im negativen, wie auch im positiven Fall wiederholt werden.
  • Einflussfaktoren wie Ovulationshemmer, Cytochrom-P450(CYP)-Induktoren oder -Inhibitoren oder andere interferierende Medikamente sollten vor dem Test eliminiert werden.

Alternativen

  • nächtliches Cortisol im Speichel (Cutoff 1,5 µg/L, Sensitivität 94,5 %, Spezifität 65,3 %)
  • Cortisol im 24 h-Sammelurin (Sensitivität 97,4 %, Spezifität 50,8 %)

Bewertung

Wenn die Konzentration des Cortisols nach Gabe des Dexamethasons am zweiten Tag < 50 nmol/L gemessen wird, ist ein Hypercortisolismus unwahrscheinlich (Sensitivität 95 %), > 138 nmol/L liegt ein Hypercortisolismus vor (Spezifität 95 %).

Bei erhöhtem Wert sollten zunächst physiologische Ursachen eines Hypercortisolismus (z. B. Schwangerschaft, Depression und andere psychiatrische Erkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Adipositas per magna, schlecht eingestellter Diabetes mellitus, Stress, Unterernährung, körperliches Übertraining) ausgeschlossen werden. Erst dann ist bei Werten zwischen 50 nmol/L und 138 nmol/L eine weiterführende Diagnostik (2-mal Cortisol im Sammelurin, 2-mal Mitternachtscortisol im Speichel, erneuter 1-mg-Dexamethason-Hemmtest) indiziert.

Mitternächtliche Speichel-Cortisolwerte bzw. morgendliche Cortisolwerte nach Dexamethasongabe von < 1,5 µg/L schließen eine M. Cushing weitestgehend aus.

Literatur

Eisenhofer, G., Masjkur, J., Peitzsch, M., Di Dalmazi, G., Bidlingsmaier M., Grüber, M., Fazel, J., Osswald, A., Beuschlein, F., & Reincke, M.: Plasma Steroid Metabolome for Diagnosis and Subtyping Patients with Cushing Syndrome. Clinical Chemistry, 2017. DOI: 101373/clinchem.2017.282582.10.1373.
Lechner, B., Heinrich, D., Noelting, S., Osswald-Kopp, A., Rubinstein, G., Sauerbeck, J., Beuschlein, F. & Reincke, M. (2018): Update endokrine Hypertonie. Internist, Vol. 59, Nr. 11: 1163-1179
Partsch, C.-J., Holterhus, P.-M., Mönig, H.: Endokrinologische Funktionsdiagnostik. Schmidt & Klauning, 7. überarbeitete Auflage 2011

 


 

Kochsalz-Infusionstest

Indikation

  • Verdacht auf primären Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
  • Bestätigungstest bei erhöhtem Aldosteron/Renin-Quotienten

Kontraindikationen

  • Dekompensation einer Herzinsuffizienz
  • Hypervolämie
  • Entgleister arterieller Hypertonus
  • Z. n. Myokardinfarkt
  • Z. n. Apoplex
  • Niereninsuffizienz
  • Arrhythmien

Abbruchkriterien

  • Zeichen der Herzinsuffizienz
  • entgleister arterieller Hypertonus

Durchführung

Vorbereitung:

  • Bestimmung von Na, K, Ca und kleinem Blutbild.
  • Eine Hypokaliämie sollte mind. 1 Woche vor dem Test ausgeglichen werden.
  • Eine kochsalzarme Diät sollte mind. 1 Woche vor dem Test unterbrochen und die NaCl-Zufuhr auf täglich mind. 9 g festgelegt werden.
  • Aldosteronrezeptorantagonisten (Spironolacton, Eplerenon und Amilorid) sollten mind. 4 Wochen vor dem Test angesetzt werden.
  • ACE-Hemmer, Betablocker und Thiazid sowie Schleifendiuretika sollten nach Möglichkeit mind. 2 Wochen vor dem Test abgesetzt werden. Auch auf Lakritze sollte der Patient in diesem Zeitraum verzichten. Alpha-Blocker, Kalziumkanalblocker und direkte Vasodilatatoren können zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden.

Durchführung in liegender Position:

  1. Blutdruck- und Pulsmessung
  2. Blutentnahme und Bestimmung von Kalium und Natrium (Serum) sowie Aldosteron und Renin (EDTA-Plasma, gefroren)
  3. Natriumchlorid-Infusion: 0,9 % NaCl mit 500 mL/h, insgesamt 2.000 mL
  4. 60, 120 und 180 min nach Infusionsbeginn jeweils Blutdruck- und Pulsmessung
  5. 240 min nach Infusionsbeginn Blutdruck- und Pulsmessung sowie Blutentnahme zur Bestimmung der o. g. Parameter

Bewertung

Sinkt der Aldosteronspiegel unter 50 ng/L bzw. 139 pmol/L, so kann ein primärer Hyperaldosteronismus mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Konzentrationen > 100 ng/L bzw. > 277 pmol/L sprechen für einen primären Hyperaldosteronismus.

Dazwischen liegt die Grauzone, deren Werte einer weiteren Abklärung bedürfen.

Literatur    

Schäffler, A.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. 2. Auflage, Springer, 2013: 88-89

 


 

Metopiron® (Metyrapon)-Test

Indikation

  • Verdacht auf sekundäre NNR-Insuffizienz
  • Funktionsdiagnostik kortikotrope Achse nach Langzeitsteroidtherapie
  • Differentialdiagnose autonomer NNR-Tumor/NNR-Hyperplasie
  • Differentialdiagnostische Abklärung ACTH-abhängiges Cushing-Syndrom

Kontraindikationen

  • Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder (Gefahr von Hypoglykämien)
  • Bei älteren Kindern sorgfältige Überwachung mit engmaschigen Blutzuckerkontrollen

Testprinzip

Metopiron® blockiert die adrenale 11-beta-Hydroxylase, sodass 11-Deoxycortisol nicht zu Cortisol umgewandelt werden kann. Durch den konsekutiven Abfall des Cortisol-Spiegels kommt es rasch zu einem Anstieg der ACTH-Konzentration und entsprechend zur Stimulation der adrenalen Steroidsynthese. Aufgrund der Blockade der 11-beta-Hydroxylase steigt nur die Konzentration von 11-Deocycortisol, nicht jedoch jene von Cortisol. Im Urin findet sich überdies eine erhöhte Konzentration von Tetrahydro-11-Deoxycortisol (THS).

Nebenwirkungen

Aufgrund der Gefahr einer Addison-Krise sollte der Über-Nacht-Test nur unter stationären Bedingungen durchgeführt werden. Der Kurztest kann auch ambulant erfolgen.

Gastrointestinale Nebenwirkungen können bei gleichzeitiger Einnahme einer Mahlzeit größtenteils vermieden werden.

Durchführung

3 Std.-Kurztest:

Zeit Gabe von Analyt Material
7:00 Uhr Legen einer Verweilkanüle am nüchternen Patienten Corticotropin (ACTH)
Cortisol
11-Desoxycortisol
EDTA-Plasma (gefroren)
Serum
Serum
8:00 Uhr Gabe von 15 - 40 mg Metopiron®/kg Körpergewicht p. o. mit einem kleinen Frühstück    
11:00 Uhr   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
11-Desoxycortisol
EDTA-Plasma (gefroren)
Serum
Serum

Über-Nacht-Test:

Zeit Gabe von Analyt Material
23:00 Uhr Legen einer Verweilkanüle am nüchternen Patienten Corticotropin (ACTH)
Cortisol
11-Desoxycortisol
EDTA-Plasma (gefroren)
Serum
Serum
0:00 Uhr Gabe von Metopiron® in einer Dosis von 30 - 40 mg/kg Körpergewicht p. o. 
(maximal 2 g) mit einer kleinen Mahlzeit 
   
8:00 Uhr   Corticotropin (ACTH)
Cortisol
11-Desoxycortisol
EDTA-Plasma (gefroren)
Serum
Serum

 

Bewertung

Intakte Funktion der kortikotropen Achse:

  • Starker Anstieg von 11-Deoxycortisol > 70 µg/L
  • Anstieg von ACTH auf > 200 ng/L
  • Abfall von Cortisol auf < 220 nmol/L

Sekundäre oder tertiäre Nebennierenrinden-Insuffizienz:

  • Anstieg von 11-Deoxycortisol vermindert

Autonomer Tumor der Nebenniere:

  • Meist keine Reaktion im Metopiron®-Test

Morbus Cushing:

  • Stark gesteigerter Anstieg von 11-Desoxycortisol (> 220-fach)
  • Gleichzeitig inadäquater Cortisolabfall (Quotient "supprimiertes" Cortisol/basales Cortisol > 0,6)

Für die Kombination dieser beiden Kriterien wird bei einer Spezifität von 100 % eine Sensitivität von 65 % für die Diagnose des hypophysären Cushing-Syndroms angegeben.

Literatur

Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer, 4. Auflage, 2018: 145-148
Lehnert, H.: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 3. Auflage 2010: 515-516

Clonidin-Test

Indikation

Bestätigungstest einer autonomen Katecholamin-Produktion

Testprinzip

Clonidin ist ein zentral wirksamer präsynaptischer α2-Rezeptoragonist, der die Freisetzung von Noradrenalin aus den sympathischen Nervenendigungen supprimiert.

Nebenwirkung

Auslösung eines klinisch relevanten Blutdruckabfalls

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
0 min am liegenden Patienten Venenverweilkanüle legen    
  am liegenden Patienten Blutentnahme Adrenalin, Noradrenalin EDTA-Plasma, gefroren
30 min 300 µg Clonidin p. o., Verweilen in liegender Position    
180 min   Adrenalin, Noradrenalin EDTA-Plasma, gefroren
  • EDTA-Blut nach Entnahme sofort zentrifugieren, Plasma abpipettieren und einfrieren. Proben mit Datum und Entnahmezeitpunkt beschriften. Probentransport in Kühlbehältern, die vorher im Labor bestellt werden können.
  • Interferierende Pharmaka sollten 7 Tage vor Beginn des Clonidintests abgesetzt werden.
  • Vor und während des Tests ist Stress für den Patienten zu vermeiden.
  • Vor Testbeginn sollte Nahrungskarenz eingehalten werden.
  • Während des Tests sollten alle 30 Minuten Blutdruck und Herzfrequenz gemessen werden, alternativ Monitorüberwachung.

Bewertung

Das Absinken von Adrenalin und Noradrenalin in den Referenzbereich bzw. auf mindestens 50 % des Basalwertes sprechen gegen ein Phäochromocytom.
Deutlich erhöhte Basalwerte und ausbleibender Abfall der Katecholamine nach Clonidin sprechen für ein Phäochromocytom.

Literatur

Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer, 2. Auflage, 2013: 74

Oraler Glucosetoleranztest nach Gabe von 75 g Glucose

Indikation

  • Nachweis einer gestörten Nüchternglucose-Konzentration
  • ältere Patienten mit normaler Nüchternglucose-Konzentration und Vorliegen mehrerer Risikofaktoren für einen Diabetes mellitus Typ 2

Kontraindikationen

  • Z. n. Magen-Darm-Resektion
  • gastrointestinalen Erkrankungen mit veränderter Resorption
  • bereits diagnostizierter Diabetes mellitus

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
0 min   Glucose GlucoEXACT
0 min

75 g Glucose in 300 mL Wasser innerhalb von 5 Minuten

Kinder: 1,75 g/kg Körpermasse als 25 %ige Lösung, max. 75 g

   
120 min 300 µg Clonidin p. o., Verweilen in liegender Position Glucose GlucoEXACT

Bitte auf korrekte Beschriftung der Proben mit Datum und Entnahmezeitpunkt achten.

Der Test wird unter folgenden Bedingungen durchgeführt:

  • Nach einer ≥ 3-tägigen kohlenhydratreiche Ernährung (≥ 150 g Kohlenhydrate pro Tag)
  • Morgens, nach 8 - 12 Std. Nahrungs-, Nikotin- und Alkoholkarenz
  • im Sitzen oder Liegen (keine Muskelanstrengung); nicht rauchen vor oder während des Tests

Bewertung

Gestörte Glucose-Toleranz:

  • Nüchternwert < 126 mg/dL und
  • nach 120 min 140 - 199 mg/dL

Diabetes mellitus:

  • Nüchternwert ≥ 126 mg/dl und/oder
  • nach 120 min ≥ 200 mg/dL

Alle Werte beziehen sich auf venöses Plasma.

Literatur

Petersmann, A., Müller-Wieland, D., Müller, U.-A., Landgraf, R., Nauck, M., Freckmann, G., Heinemann, L., Schleicher, E.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Supplement Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Diabetologie und Stoffwechsel, Oktober 2019: 103-324. 14. Jahrgang

 


 

Oraler Glucosetoleranztest nach Gabe von 75 g Glucose bei Schwangeren

Indikation

  • auffälliger Screening-Test (mit 50 g Glucose) in der 24. - 28. Schwangerschaftswoche (laut Mutterschaftsrichtlinie, GKV-Leistung)
  • Screening auf GDM bei allen Schwangeren im Zeitraum 24+0 bis 27+6 SSW (laut Leitlinie DDG)

Kontraindikationen

  • gastrointestinale Erkrankungen
  • Voroperation am oberen Magen-Darm-Trakt
  • Malabsorption
  • bereits diagnostizierter Diabetes mellitus
  • akute Erkrankung
  • Fieber
  • Hyperemesis
  • ärztlich verordnete Bettruhe

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
0 min   Glucose GlucoEXACT
 

75 g Glucose in 300 mL Wasser innerhalb von 5 Minuten

   
60 min   Glucose GlucoEXACT
120 min   Glucose GlucoEXACT

Bitte auf korrekte Beschriftung der Proben mit Datum und Uhrzeit achten.

Der Test wird unter folgenden Bedingungen durchgeführt:

  • Keine Einnahme oder parenterale Applikation kontrainsulinärer Medikation am Morgen vor dem Test (z. B. Cortisol, L-Thyroxin, β-Mimetika, Progesteron, Abstand von mind. 5 Tagen zu letzter Injektion von Betamethason zur Induktion der fetalen Lungenreife!)
  • Keine außergewöhnliche körperliche Belastung vor dem Test
  • Normale, individuelle Ess- und Trinkgewohnheiten mit der üblichen Menge an Kohlenhydraten in den letzten 3 Tagen vor dem Test (die Schwangere darf sich nicht durch Ernährungsumstellung, insbesondere Weglassen von Kohlenhydraten, auf den Test vorbereiten)
  • Am Vorabend vor dem Test ab 22:00 Uhr Einhalten einer Nüchternperiode von mindestens 8 Stunden.
  • Testbeginn am folgenden Morgen nicht vor 6:00 Uhr und nicht nach 9:00 Uhr (tageszeitliche Abhängigkeit der Glukosetoleranz).

Bewertung

Die Messung der Glucosekonzentration hat ausschließlich aus stabilisiertem venösem Plasma zu erfolgen. Serum oder auch Hämolysat kommen gemäß S3 Leitlinie Gestationsdiabetes dafür nicht mehr in Frage. POCT- ("Teststreifen")-Geräte sind aufgrund der hohen Messunsicherheit ebenfalls ungeeignet.

Alle Werte beziehen sich auf venöses Plasma. Bei Erreichen oder Überschreiten eines der Grenzwerte wird ein GDM diagnostiziert. Liegt der Glucosewert nüchtern ≥ 126 mg/dL (6,9 mmol/L) und/oder nach 2 Stunden ≥ 200 mg/dL (11,1 mmol/L), wird die Diagnose "Diabetes, diagnostiziert in der Schwangerschaft" gestellt.

Grenzwerte:

  mg/dL mmol/L
0 min-Wert ≥ 92 ≥ 5,1
60 min-Wert ≥ 180 ≥ 10,0
120 min-Wert ≥ 153 ≥ 8,5

 

Literatur

Schäfer-Graf, U., Laubner, K, Hummel, S., Gembruch, U., Groten, T., Kainer, F., Grieshop, M., Ban-cher-Todesca, D., Cervar-Zivakovic, M., Hösli, I., Kaltheuner, M., Gellner R., Kautzky-Willer, A., Büh-rer, C., Patchev, V., Nothacker M.: Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - Diagnostik, Therapie u. Nach-sorge. Praxisleitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Supplement Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Diabetologie und Stoffwechsel, Oktober 2019: 103-324

 


 

Oraler Glucosetoleranztest mit 50 g Glucose als Suchtest in der Schwangerschaft (GCT-Glucose-Challenge-Test)

Indikation

  • Screeningtest auf Gestationsdiabetes für alle Schwangeren in SSW 24+0 bis 27+6 (laut Mutterschaftsrichtlinie)
  • Anmerkung: Die DDG-Leitlinie hingegen bezeichnet den vorgeschalteten 50 g-Suchtest als akzeptabel, empfiehlt jedoch die Durchführung des 75 g-oGTT bei jeder Schwangeren.

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
0 min 50 g Glucose in 250 - 300 mL Wasser innerhalb von 5 Minuten trinken lassen, Tageszeitpunkt beliebig, unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Mahlzeit    
60 min   Glucose GlucoEXACT

 

Bewertung

Glucose-Wert im stabilisieren venösen Plasma 60 min nach Glucose-Belastung:

  • < 135 mg/dL: Normalbefund
  • 135 - 200 mg/dL: weiterführende Diagnostik (oGTT mit 75 g Glucose)
  • > 200 mg/dL: V. a. manifesten Diabetes mellitus

Literatur

Kerner, W., & Brückel, J.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Supplement Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. In: Diabetologie und Stoffwechsel, Oktober 2012: S83-S200

Pentagastrin-Test

Indikation

  • Verdacht auf medulläres Schilddrüsenkarzinom
  • Nachsorge und Verlaufskontrolle des medullären Schilddrüsenkarzinoms

Durchführung

Zeit Gabe von Analyt Material
0 min   Calcitonin Serum gefroren/Heparin-Plasma gefroren
 

0,5 µg/kg Körpermasse Pentagastrin i. v.

   
2 min   Calcitonin Serum gefroren/Heparin-Plasma gefroren
5 min   Calcitonin Serum gefroren/Heparin-Plasma gefroren
  • Die Blutentnahme sollte am nüchternen Patienten erfolgen.
  • Alkohol und Calcium sind mögliche Stimulatoren für das Calcitonin.

Bewertung

  • Der Test kann z. B. bei Entzündungen der Schilddrüse falsch positiv werden sowie falsch negativ bei sehr kleinen Karzinomen. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie definiert den Grenzwert für die Thyreoidektomie bei stimulierten Calcitonin-Konzentrationen > 100 ng/L, wobei zu beachten ist, dass auch eine C-Zell-Hyperplasie stimulierte Calcitonin-Konzentrationen von 100 bis 200 ng/L aufweisen kann.
  • Patienten mit klinisch manifestem medullärem Schilddrüsenkarzinom haben präoperativ oftmals sehr deutlich erhöhte Werte.
  • Postoperativ darf im Fall einer kurativen Resektion und bei Metastasenfreiheit das basale und stimulierte Calcitonin nicht mehr nachweisbar sein bzw. sich nur noch innerhalb der Referenzbereiche bewegen. 
Geschlecht Calcitonin, basal Calcitonin, stimuliert
Männer 2 - 48 ng/L
0,59 - 14,04 pmol/L
< 79 ng/L
< 23,12 pmol/L
Frauen 2 - 10 ng/L
0,59 - 2,93 pmol/L
< 50 ng/L
< 14,63 pmol/L

 

Unerwünschte Wirkungen

  • Flush-Symptomatik
  • Allergische Reaktionen
  • Blutdruckabfall
  • Abdominelle Beschwerden
  • Übelkeit

Literatur

Lehnert, H.: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 2. Auflage 2003: 79
Dietlein, M. et al.: Calcitonin-Screening bei Knotenstruma? Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2008, 3 13 - 16
Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH-Books Verlagsgesellschaft mbH 2005: 1317
Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer 1. Auflage 2009: 39 - 40

 


 

Thyreotropin-Releasing-Hormon-Test (TRH-Test)

Indikation

Differentialdiagnose:

  • sekundäre und tertiäre Hypothyreose
  • Tumordiagnostik (Hypophyse)

Kontraindikationen

  • instabile Angina pectoris, frischer Myokardinfark
  • bekanntes Krampfleiden, Epilepsie
  • schwere obstruktive Atemwegserkrankung
  • bei Makroadenomen (> 1 cm) strenge Indikationsstellung (Risiko Hypophysenapoplex)
  • bei KHK ebenfalls strenge Indikationsstellung

Nebenwirkungen

  • Flush-Symptomatik
  • Unwohlsein
  • Übelkeit
  • allergische Reaktionen

Durchführung

  1. Abnahme einer Basalprobe (Serum, Probe 1)
  2. Gabe von TRH: Aufgrund besserer Kontrolle der Dosis i. v.-Applikation empfohlen.
    I. v. Injektion von 200 µg TRH (z. B. Relefact-TRH, Hoechst; Antepan-TRH, Henning) binnen 2 Minuten.
    Dosis für Kinder: 7 µg/kg Körpergewicht, max. jedoch 200 µg.
  3. Blutentnahme (Serum, Probe 2) 30 Minuten nach i. v. Gabe.
  4. Bestimmung des TSH-Spiegels aus beiden Proben, bitte auf korrekte Beschriftung der Proben mit Datum und Entnahmezeitpunkt achten.

Beurteilung

TSH-Anstieg < 2 mIU/L: fehlende TSH Antwort
Bei erniedrigten fT3/fT4-Werten: Hinweis auf eine sekundäre Hypothyreose
Bei normalen fT3/fT4-Werten: kurz bestehende sekundäre Insuffizienz der thyreotropen Achse, Frühform einer immunogenen Hyperthyreose, beginnende thyreoidale Autonomie, Therapie mit Schilddrüsenhormonen

TSH-Anstieg 2 - 25 mIU/L: regelrechte TSH-Antwort
Bei erniedrigten fT3/fT4-Werten: bei kritisch Kranken möglicherweise Konstellation eines Low-T3-Syndroms

TSH-Anstieg > 25 mIU/L: überschießende TSH-Antwort
Bei erniedrigten fT3/fT4-Werten: manifeste Hypothyreose
Bei normalen fT3/fT4-Werten: latente Hypothyreose, Jodverwertungsstörung

Literatur

Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH Books Verlagsgesellschaft mbH, 8. Auflage, 2012: 1732
Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer, 2. Auflage, 2013: 130-131

Indikation

Ermittlung der Quecksilberbelastung

Oraler Dimaval®-(DMPS-)Test

  1. Spontanurin (Beschriftung U1): Untersuchung auf Zink, Selen, Kreatinin und Quecksilber
  2. Nach Blasenentleerung Gabe von 300 mg Dimaval® oral und 150 mL Tee, Wasser oder Limonade trinken
  3. Spontanurin 2 Std. nach DMPS-Einnahme (Beschriftung U2): Untersuchung auf Kupfer, Kreatinin und Quecksilber
  4. Bestimmung der o. g. Analyte in den beiden Spontanurin-Proben.

Kontraindikationen

  • Allergie gegen DMPS
  • eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin im Serum > 2,5 mg/dL)
  • letzter DMPS-Test < 4 Wochen

Nebenwirkungen

  • ca. 1 % Allergien
  • leichter Transaminasenanstieg

Beurteilung

Urin 1:

  • Zink < 140 µg/g Kreatinin spricht für einen chronischen Zinkmangel, der toxische Quecksilber-Wirkungen begünstigt.
  • Selen < 6 µg/g Kreatinin spricht für einen chronischen Selenmangel, der ebenfalls toxische Quecksilber-Wirkungen begünstigt.
  • Quecksilber > 15 µg/g Kreatinin spricht für eine bedenklich erhöhte Quecksilberbelastung.

Urin 2:

  • Quecksilber > 50 µg/g Kreatinin spricht für eine bedenklich erhöhte Quecksilberbelastung
  • Bei stark erhöhten Kupfer-Werten > 2.000 µg/g Kreatinin und einer Quecksilberausscheidung von < 50 µg/g Kreatinin ist ein erneuter DMPS-Test nach 4 Wochen zu erwägen, da die Quecksilberdepots wegen der höheren Affinität des DMPS zum Kupfer evtl. nicht ausreichend mobilisiert wurden.

Achtung: während der Durchführung des Tests sollte aufgrund des Gehalts an Schwermetallen kein Fisch verzehrt werden.